Vor ein paar Tagen ist mir in den Neuerscheinungen eines Online-Shops Selvatiq Gin ins Auge gesprungen. Die Flaschen sehen gut aus, die Beschreibung klingt gut – aber moment mal, Selvatiq? Den Gin habe ich doch bereits, aber meine Flaschen sehen ganz anders aus und auch inhaltlich klingt das nun ganz anders.
Hintergrund und Geschichte
Selvatiq wurde vor einigen Jahren von Valeria Mosca, Biologin, Köchin und Gründerin des Wood*ing Food Lab (einem Labor für die Erforschung von essbaren Pflanzen) sowie Charles Lanthier, Unternehmer aus der Spirituosenbranche, gegründet. Der Grundgedanke hierbei war ökologische Nachhaltigkeit durch die Verwendung invasiver Pflanzen, also Pflanzen, die sich negativ auf das natürliche Ökosystem auswirken und das Gleichgewicht der lokalen Artenvielfalt gefährden. Die Spirituosen von Selvatiq, sollten somit dazu beitragen, bestimmte Gebiete zu schützen – eine extrem spannende Idee, wie ich finde! So entstanden mehrere Sorten Gin, ein Wermut und ein Bitter sowie auch passendes Sodawasser.
Der italienische Getränkekonzern Branca International stieg als Investor ein, inzwischen sind aber weder die Gründer noch Branca noch mit an Bord.
Denn nun hat Marco Magnocavallo, der Gründer von Tannico, Italiens größtem Online-Weinladen, das Projekt Selvatiq übernommen. Er richtet es ganz neu aus und konzentriert sich auf den Wacholder. Aber dazu ein anderes Mal mehr.
In meinem Bericht heute geht es um die ursprünglichen Selvatiq Gins: Apulia, Mincio und Valtellina. Auf jeder Flasche findet sich eine Batchnummer, denn die jeweilige Rezeptur konnte wohl je nach Sammelgebiet und Pflanzenverfügbarkeit stark voneinander abweichen. Gebrannt wurden die Gins in der Distillerie Franconi. Wenn man die roten Papierbanderolen öffnet, kann man das Etikett abnehmen und aufklappen und erhält nun Informationen über den jeweiligen Gin und das Unternehmen sowie eine Karte der Region, aus der die Botanicals stammen.

Selvatiq Soda
In meinen Beständen finden sich noch Dosen der drei Sorten:
- High Mountain: Lichen & Yarrow (Flechte und Schafgarbe) – sehr dezent-herbaler Geschmack und definitiv “anders”
- Mediterranean Coast: Fig Leaf (Feigenblätter) – spannender Geschmack, erinnert mich ein bisschen an Ginger Ale, aber mit einem etwas anderen Beigeschmack
- Sicilian Countryside: Lemon Beebrush & Rose (Zitronenverbene und Rose) – angenehme leichte Zitrusnoten, wahrscheinlich noch die “normalste” Variante
Alle drei Sorten sind ungewöhnlich und mit “normalem” Tonic Water, wie ich es meist nutze, nicht zu vergleichen. Mit 2-4 Gramm Zucker je 100ml sind sie auch für kalorienbewusste Personen interessant.

Selvatiq Gin Apulia 0921
Apulia enthält neben Wacholder unter anderem Kiefer, Minze und Zypresse.
Ich empfinde ihn pur im ersten Moment als eher obstig-fruchtig, mit einer kräftigen alkoholischen Note. Das gibt sich aber, wenn man ihm einen Moment an der Luft gibt. Nun schmeckt er weich, leicht süßlich und durchaus angenehm. Die oben genannten Botanicals kann ich aber nicht herausschmecken, wobei ich auch keine Ahnung habe, wie Zypresse schmecken soll.
Die Selvatiq Soda Water sind alle sehr speziell. Ich habe den Gin mit allen drei Varianten probiert, aber da kommt natürlich jedes Mal etwas ganz anderes raus als ein “normaler” Gin Tonic. Mir hat die Kombination mit dem Sicilian Countryside am ehesten zugesagt, das ist aber auch die am wenigsten ungewöhnliche Geschmacksrichtung.
Zum Vergleich probiere ich die Gins noch mit Thomas Henry Tonic, das ergibt hier einen interessanten und ungewöhnlichen Gin Tonic, aber definitiv näher dran am gewohnten Geschmack als mit den Soda-Sorten.
Selvatiq Gin Mincio 0320
Die Botanicals für diesen Gin stammen aus dem sumpfigen Lebensraum rund um den italienischen Fluss Mincio. Die rote Farbe kommt vom Hisbiskus. Ansonsten enthält er natürlich Wacholder sowie Lotusblumenwurzel und Sanddorn.
Im Nosing ist er direkt unglaublich blumig-fruchtig und erinnert mich irgendwie eher an einen Likör(wein). Aber mit 38% erfüllt er durchaus die Vorgaben für Gin. Pur ist er immer noch fruchtig, aber mit einer dezent herben Note. So kenne und mag ich Hibiscus.
Von den drei Soda überrascht mich hier das High Mountain, das mit seinen eher herbalen Noten eine gute Ergänzung zum Gin bringt. Das Mediterranean Coast passt auch gut, diese Kombination ist dann eben eher blumig-mild. Das Sicilian Countryside geht auch, aber ich finde seine Zitrusnoten nicht ideal für diesen Gin.
Mit Thomas Henry erinnert er mich ein bisschen an einen Sloe Gin, aber kräftiger und mit einer dezent-herben Note (und natürlich ohne die Süße eines Likörs).
Selvatiq Gin Valtellina 0619
Valtellina enthält neben dem Wacholder vor allem Blumen, Beeren und Früchte, auf dem Etikett genannt werden Lindenblüten, Wiesenklee, Wiesensalbei, Mädesüß und Hagebutte.
Im Nosing ist der Gin eher unauffällig, pur hingegen eine echte Entdeckung. Unglaublich weich und mild, fast honigartig süß.
Auch hier habe ich wieder die drei Soda-Sorten probiert. Das High Mountain passt für mich nicht. Mediterranean Coast hingegen nimmt die feine Süße des Gins gut auf und ergänzt sie. Sicilian Countryside ist zu zitruslastig für den Gin.
Mit Thomas Henry empfinde ich den fein-süßen Geschmack, der mir vorher schon aufgefallen ist, beinahe als schokoladig. Keine Ahnung, ob meine Geschmacksnerven mir hier einen Streich spielen, aber es ich finde die Kombination sehr gut, allerdings vielleicht eher für Wintertage.
Fazit
Einige Restflaschen der “alten” Selvatiq Editionen findet ihr noch im Internet, zum Teil auch stark vergünstigt. Es sind ungewöhnliche Gins, aber wenn ihr so etwas mögt, empfehle ich euch, noch schnell zuzuschlagen!
Mein Favorit ist überraschenderweise der Mincio, das ist wohl der beste Hibiskus-Gin, den ich bisher je im Glas hatte! Aber auch die beiden anderen waren interessant zu verkosten, insbesondere mit “normalem” Tonic oder eben mit einem der ungewöhnlichen Soda Wasser.
Spannend fände ich noch den direkten Vergleich verschiedener Batches, aber das wird wohl eher nichts mehr. Ein bisschen schade ist, dass die Etiketten komplett ab sind, wenn man die Banderole geöffnet hat. Aber man kann sie natürlich mit etwas Kleber wieder befestigen.
Die neuen Editionen heißen Desert Gin, Himalayan Gin und Mediterranean Gin und versprechen einen ganz neuen Ansatz.
Unbezahlte Werbung, Produkt selbst erworben.
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