Anfang des Jahres stellte im Gin Forum auf facebook jemand kurz den Waldbrand Gin aus dem Ostallgäu vor. Allgäu? Da wurde ich natürlich gleich hellhörig, das ist ja schließlich Heimspiel für mich. Aber Informationen über den Gin zu finden, war schwierig. Schließlich bin ich auf eine Homepage gestoßen, aber auch hier gab es noch nicht viel zu lesen – aber immerhin eine Kontaktadresse! Diese Möglichkeit habe ich natürlich genutzt und nach einigen Terminschwierigkeiten war ich letzte Woche nun endlich zu einer Führung vor Ort. Hier erklärte sich nun auch, warum es noch so wenig Informationen zum Waldbrand Gin gibt: der offizielle Verkaufsstart ist der 1. Oktober! Ich war also mit meiner Anfrage einfach zu früh dran!
Hintergrund und Geschichte
Als wir bei der angegebenen Adresse ankommen, sind wir erst einmal verwundert. Hier steht zwar eine Firma, aber keine Brennerei, sondern der Anlagenbauer Albert Frey AG. Glücklicherweise erwartet man uns schon und schnell wird aufgeklärt, was es damit auf sich hat. Albert Frey baut seit über 100 Jahren Anlagensysteme für Brauereien und die Getränkeindustrie. Hier haben viele Mitarbeiter eine doppelte Qualifikation, beispielsweise als Programmierer und gleichzeitig als Braumeister, um die Anforderungen der Kunden bestmöglich umsetzen zu können. Da lag es irgendwann nahe, das eigene Know How auch in eigene Abfüllungen umzusetzen. Da dieses Projekt schnell größere Ausmaße angenommen hat, wurde die Waldbrand GmbH gegründet. Demnächst gibt es dann übrigens auch eine entsprechende Ausschilderung für Interessierte!
2013 wurde der erste Single Malt in Fässer gelegt, daher die Zahl auf den Etiketten. Man nennt ihn absichtlich nicht Whisky, um die Freiheit zu behalten, ein beispielsweise bereits nach zwei Jahren gutschmeckendes Ergebnis auch bereits dann abzufüllen. Es gibt auch Gin- und Single Malt-Schinken sowie diverse Obstbrände. Wir haben uns aber natürlich hauptsächlich dem Gin gewidmet.
Nosing, Tasting und Gin Tonic
Beim Waldbrand Gin handelt es sich um fassgereifte Gins. Die Lagerung erfolgt in portugiesischen Kastanienfässern, die nicht vorbelegt waren. Aktuell gibt es 2 Varianten, eine lag ein Jahr im Fass, die andere zwei Jahre.
Wir haben beide Gins verkostet. Wie ihr wisst, bin ich selbst ja eigentlich kein großer Fan von fassgereiften Gins. Aber der Waldbrand Gin konnte mich überzeugen. Er schmeckt sehr angenehm nach Wacholder und Orange, das Kastanienfass macht ihn mild, aber nicht holzig.
Der zweijährige Waldbrand Gin ist noch einmal deutlich milder, ich empfand ihn aber geschmacklich als etwas weniger intensiv und habe ich mich daher für den einjährigen Gin entschieden.
In diesem Fall gibt es keine Verkostungsnotizen mit Tonic Water. Einen fassgereiften Gin trinkt man besser pur oder höchstens noch auf Eis. Wenn man es unbedingt mit Tonic probieren will, würde ich das übliche Mischungverhältnis deutlich herunterschrauben und es nur 1:1 oder maximal 1:2 mit einem Indian Tonic probieren.
Fazit
Der Waldbrand Gin hat mich trotz meiner Skepsis gegenüber fassgereiften Gins geschmacklich überzeugt.
Außerdem punktet er noch mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Er darf ein ganzes Jahr im Fass reifen. Das ist deutlich mehr Zeit im Fass, als viele andere Hersteller ihrem Gin “gönnen”. Dennoch kostet er gerade mal 29 Euro für 0,5 Liter. Für mich eine echte Entdeckung und das Örtchen Wald wird mich künftig sicherlich noch öfter sehen!
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