Heute gibt es hier einen Testbericht zu einem Discounter-Gin, der von der Presse 2017 als “bester Gin der Welt” bezeichnet wurde: Der Oliver Cromwell Gin von Aldi. Zuerst war dieser Gin nur in Großbritannien erhältlich, dieses Jahr gibt es es ihn nun schon zum zweiten Mal als Aktion bei Aldi Süd in Deutschland. Das habe ich zum Anlass genommen, mich auch endlich einmal mit diesem Gin zu beschäftigen.
Bester Gin der Welt?
Ein 10-Euro-Gin vom Discounter soll der beste Gin der Welt sein? Warum kosten dann manche Gins 40-50 Euro je halben Liter? Kann das wirklich sein?
Bringen wir mal etwas Licht in die Geschichte: Der Cromwell Gin gewann beim International Wine and Spirits Competition (IWSC) 2017 eine Goldmedaille und wie wir alle wissen, ist Gold die höchste Wertung. Somit ist der Gin doch ganz klar der Beste. Oder etwa doch nicht?
In der Folge erschienen einige Artikel, die die Sache differenzierter darstellten. Zum einen hängen die Gewinner bei solchen Wettbewerben immer davon ab, welche Produkte überhaupt eingereicht werden. Manchmal ist die Einreichung mit nicht unerheblichen Gebühren verbunden, was sicher viele kleine Brennereien von vornherein abschreckt. Zum anderen gibt es bei diesen Wettbewerben Kategorien. Und der Cromwell Gin hat seine Prämierung in der Kategorie 37-38 Prozent (er hat genau 37,5%) erhalten. Schaut mal auf die Flaschen in euren Regalen, ich würde wetten, ihr findet eher wenige unter 40%. Gegen wieviele Konkurrenten sich der Cromwell in seiner Klasse letztlich durchgesetzt hat, kann ich nicht sagen. Aber grundsätzlich ist das nicht die Klasse, in der sich das Hauptfeld der Ginhersteller tummelt. Wenn ich richtig gezählt habe, gab es 11 weitere Goldmedaillen allein in der Kategorie London Dry Gin. Also mindestestens 12 “beste Gins der Welt”…
2018 endlich auch in Deutschland erhältlich
Dieses Jahr hatte Aldi dann ein Einsehen mit den deutschen Gin-Fans und brachte die grüne Flasche auch hierzulande in die Läden. Trotz meiner Skepsis bezüglich der Prämierung habe ich ihn mir da natürlich auch gekauft, neugierig bin ich ja doch immer. Und 10 Euro sind ein verschmerzbarer Einsatz, falls der Gin doch nichts taugen sollte. Irgendwie dauerte es dann aber doch eine ganze Weile, genau genommen bis zur zweiten Verkaufsaktion, bis ich den Cromwell Gin dann tatsächlich geöffnet habe.
Tasting
Die ganze Vorgeschichte mal außen vor gelassen, teste ich den Cromwell Gin wie jeden anderen Gin auch. Zugegebenermaßen aber doch mit ein bisschen Skepsis.
Im Nosing finde ich ihn erstaunlich angenehm. Eine leichte Zitrusnote, kein unangenehmer “Sprit”-Geruch, wie ich ihn in dieser Preisklasse mit ein bisschen Bangen doch schon fast erwartet hatte.
Im Tasting pur folgt ein wenig Ernüchterung. Der Gin schmeckt für mich nach gar nichts. Er brennt nicht, ist relativ mild (kein Wunder, hat er doch nur die erwähnten 37,5%), aber ich kann da einfach nichts rausschmecken. Mit viel Phantasie ein wenig Zitrus und Wacholder.
Im Gin Tonic mit Fever-Tree Indian schmeckt er nicht schlecht. Aber auch hier kann ich keine Nuancen oder auch nur deutliche Geschmacksnoten herausschmecken.
Fazit
Ich kann nicht so recht nachvollziehen, was an diesem Gin nun eine Goldmedaille rechtfertigt. Schlecht ist er vielleicht nicht, aber gut im Sinne von überzeugend eben auch nicht.
Positiv gesehen: man kann diesen Gin gut mit jedem dominanten Tonic Water mischen, wenn man einfach einen größtenteils neutralen Alkohol drinhaben möchte.
Dianne meint
Hallo Daniela,
evtl. gut, um den eigenen Sloe Gin herzustellen…?
Was meinst Du?
LG
Dianne
Daniela meint
Damit habe ich mich noch nie wirklich auseinander gesetzt.
Aber für einen Glühgin (mit heißer Orange oder Apfel und Zimt) kann man ihn sicher auch gut nehmen!