Im heutigen Artikel beschäftige ich mich mit dem Thema: pre-mixed Gin Tonic, Ready to drink (RTD) Gin Tonic oder auf deutsch eben fertige Gin Tonic Mixgetränke. Es gibt inzwischen ja diverse Fertigmischungen in Dosen oder Flaschen. Doch können diese eine echte Alternative zum frisch und selbst gemixten Gin Tonic sein?
Grundsatzentscheidung
Eigentlich ist Gin Tonic an sich ja schon ein ziemlich einfaches Getränk. Wer auf Eis und Garnitur verzichten kann, kommt mit gerade mal zwei Zutaten aus: Gin und Tonic. Braucht es da wirklich noch Angebote bereits fertiger Mischungen? Sicherlich ist dies eine Grundsatzentscheidung, die jeder für sich treffen muss. Für die einen ist so ein Dosen-Mix der nahende Untergang der gepflegten Trinkkultur. Oder alternativ ein Beweis für das totale Alkoholikertum derjenigen, die auch unterwegs nicht auf ihren Gin Tonic verzichten können beziehungsweise wollen. Andere hingegen empfinden einen pre-mixed Gin Tonic einfach als praktisch und nützlich für bestimmte Situationen oder Orte.
Die Anzahl der RTD Gin Tonics wird immer größer. Der Markt ist also anscheinend da. Teilweise gibt es die entsprechenden Angebote auch schon seit Jahren. Da liegt es dann vielleicht auch an mir, dass ich sie jetzt erst wahrnehme. Andere aber sind definitiv neu auf dem Markt und nutzen den aktuellen und immer noch andauernden Gin-Boom für eine Erweiterung ihrer Produktpalette. Die Bandbreite reicht von der klassischen Gordon’s Gin Tonic Dose über diverse Mischungen bis hin zur trendigen The Duke Gin & Tonic Glasflasche. Einige davon werde ich euch nun vorstellen.
Pre-mixed Gin Tonic mit Klassikern
Gordon’s Gin & Tonic
Wer schon über Gordon’s und Schweppes an sich die Nase rümpft, wird wenig überraschend auch von Fertig-Kombination aus der Dose nicht begeistert sein. Zu 25% besteht der Inhalt aus Gin. Der Alkoholgehalt beträgt somit circa 10%. Ob das verwendete Tonic Water wirklich Schweppes ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, auf einigen Internet-Seiten steht es aber so.
Großer Vorteil dieser Dosen, wenn sie man sie denn mag: es gibt sie praktisch in jedem Supermarkt. Vom Preis-Leistungsverhältnis her kommt man allerdings auf jeden Fall deutlich günstiger, wenn man sich eine Flasche Gordon’s und ein paar Flaschen Schweppes dazu kauft! Mit knapp 3 Euro (zumindest in meinem örtlichen Rewe) finde ich die Dosen doch relativ teuer.
Geschmacklich war ich positiv überrascht. Eiskalt und direkt aus der Dose schmeckt der Mix eigentlich schön süffig. Im Glas auf Eis fanden wir ihn dann allerdings etwas flach. Insgesamt aber auf jeden Fall deutlich besser als erwartet (ich muss wohl zugeben, dass ich inzwischen auch einer der oben genannten “Gin Snobs” geworden bin).
Ich habe in meinen Schränken tatsächlich noch eine verschlossene Flasche Gordon’s gefunden und mir einen Gin Tonic mit Schweppes selbst gemischt. Das könnte geschmacklich durchaus hinkommen.
Dose, 330ml, 10% vol, 2-3 Euro – Note 2-3
Gordon’s Pink Gin & Tonic
Den Gordon’s Mix gibt es auch in einer Variante mit dem Gordon’s Pink Gin. Auch hier wird Schweppes Tonic Water als Mixer vermutet.
Das Gesöff (ich kann es nicht anders nennen, sorry) schmeckt unglaublich pappig-süß, und eklig künstlich. Ich nehme an, das Aroma soll Himbeere sein, aber ich würde es nicht beschwören. Das dürfte aber wohl einfach am Gordon’s Pink Gin an sich liegen. Ich konnte mich allerdings nicht dazu durchringen, die Flasche für einen Vergleich zu öffnen, der pre-mixed Gin Tonic hat mir hier wirklich schon gereicht.
Dose, 330ml, 10% vol, 2-3 Euro – Note 6
Bombay Dry & Tonic
Welches Tonic Water hier verwendet wurde, konnte ich nicht herausfinden. Geschmacklich ist dieser pre-mixed Gin Tonic ziemlich klassisch, mir war er aber fast zu herb und trocken.
Dose, 330ml, 10% vol, 2-3 Euro – Note 3
Pre-mixed Gin Tonic mit Supermarkt- bzw. Discounter-Eigenmarken
Henderson Gin Tonic
Henderson Dry Gin ist die Eigenmarke von Edeka. Den Gin selbst habe ich noch nie probiert, aber ich habe mir mal ein paar der Dosen im Angebot mitgenommen. Auch hier gibt es wieder keine Angabe zum verwendeten Tonic Water. Da ich den Gin nicht kenne, fehlt mir hier die Vergleichsmöglichkeit. Den Dosen Mix finde ich ziemlich fad. Kann man trinken, aber man verpasst auch nichts, wenn man es sein lässt.
Dose, 330ml, 10% vol, 1,49 Euro – Note 3-4
Schwarzwald Gin Tonic
Der Discounter Lidl punktet immer wieder mit Angeboten im Bereich Gin und Tonic. So gibt es auch einen Dosenmix von Lidl, basierend auf deren Hausmarke, dem Schwarzwald Gin. Dieser wird von der Brennerei Bimmerle im Schwarzwald gebrannt, die auch für den Needle Gin verantwortlich zeichnet und damit bereits mehrfach gezeigt hat, dass ordentlicher Gin nicht zwingend teuer sein muss.
Das verwendete Tonic Water wird hier nicht verraten. Der Mix schmeckt stark nach Zitrone, alles andere geht darin unter. Schmeckt irgendwie so, wie Kloreiniger riecht. Ich schütte wirklich selten ein Getränk weg, aber die Dose habe ich nicht ausgetrunken.
Ich bin hier schon ein bisschen überrascht, denn der Schwarzwald Gin von Lidl ist zwar nichts Besonderes, aber für seinen geringen Preis durchaus trinkbar. Für den Schwarzwald Gin Tonic in der Dose gilt das nicht.
Dose, 330ml, 10% vol – Note 6
Weitere pre-mixed Gin Tonic
Es gibt, gerade in UK, diverse Hersteller namhafter Gins, die einen Ready-to-go Gin Tonic anbieten. Hier sind meine Erwartungen natürlich auch entsprechend höher.
Edinburgh Gin & Tonic
Beim Edinburgh Gin & Tonic Mix fällt der deutlich niedrigere Alkoholgehalt im Vergleich auf, er beträgt nur 6%. Die 0,25l Dose kostet umgerechnet circa 2,30 Euro.
Der Mix schmeckt recht blumig und mild. Man merkt schon, dass hier weniger Alkohol im Spiel ist, aber dennoch schmeckt die Mischung gar nicht schlecht.
Dose, 250ml, 6% vol, 2,30 Euro – Note 2
Fentiman’s & Bloom Gin & Tonic
Auf diese Mischung bin ich in Italien gestoßen: Bloom Gin mit Fentiman’s Tonic in Glasfläschchen. Das gibt es offenbar aber auch schon seit einigen Jahren. Ich persönlich finde den Bloom Gin relativ unspektakulär. Der Alkoholgehalt des Mixgetränks liegt bei 6,5%. Das Mischverhältnis dürfte also entsprechend hoch zugunsten des Tonic Waters sein. Das schmeckt man auch. Ich fand den Drink extrem herb, geradezu bitter. Die Fläschchen werde ich daher nicht noch einmal kaufen.
Glasflasche, 275ml, 6,5% vol – Note 3-4
Es gibt auch eine Variante mit der Fentiman’s Rose Lemonade, aber die konnte ich bisher nicht testen.
Goldberg Gin & Tonic
Auch bei diesem Dosenmix ist die Tonic Water – Marke der Namensgeber. Hier gibt es auch genauere Informationen zum Inhalt: die Dosen bestehen aus 22,7% Sears Cutting Edge Gin und 77,3% Tonic Water. Das Verhältnis Gin zu Tonic ist also knapp 1:3 und somit eine durchaus übliche Mischung. Das kann man durchaus gut trinken, relativ süffig. Das hatte ich bei einer Mischung mit Goldberg auch erwartet, es ist ja ein eher mildes Tonic.
Da ich sowohl den Sears Gin als auch Goldberg Tonic Water zuhause habe, habe ich den Dosenmix mit einem selbst gemischten Gin Tonic im direkten Vergleich probiert. Der Sears Gin ist auch recht blumig, so dass mich der milde Geschmack des Dosenmixes nun noch weniger wundert.
Die Dosen sind gelegentlich bei Lidl im Angebot, ich hatte sie hier für ca. 1,20 Euro je Dose gekauft. Ansonsten kosten sie um die 2 Euro je Dose.
Dose, 330ml, 10% vol, 2 Euro – Note 2
Sipsmith Gin & Tonic
Bei einer Bestellung kürzlich in UK bin ich zufällig darauf gestoßen, dass auch eine meiner Gin-Lieblingsmarken, nämlich Sipmith, eine pre-mixed Dose anbietet. Die Mischung ist etwas schwächer als andere Varianten, aber nicht die schwächste, die ich probiert habe. Die Dose kostet umgerechnet gute 4 Euro, also einer der teuersten pre-mixed Gin Tonic hier im Testbericht.
Welches Tonic Water hier verwendet wird, geht nicht aus der Beschreibung hervor (Nachtrag: es soll ein selbst produziertes Tonic von Sipsmith sein). Der Mix ist recht zitruslastig und schmeckt mir grundsätzlich gut. Aber von einem meiner Lieblingsgins hatte ich irgendwie auch in der Dose mehr erwartet.
Dose, 250 ml, 7,3% vol, 3,40 Euro – Note 2
The Duke Gin & Tonic
Auch deutsche Brennereien haben den Trend zu fertigen Mixgetränken erkannt. Die Münchner Destillerie The Duke brachte daher 2018 eine Reihe von Bottled Longdrinks heraus, darunter auch eine Gin Tonic Variante. Partner der Drinks ist Aqua Monaco, ebenfalls aus München. Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Mischungen setzt The Duke auf Glasflaschen anstatt Dosen. Die 4er Packung 0,25l Flaschen kostet 15,90 Euro zzgl. Pfand, das einzelne Fläschchen somit fast 4 Euro.
Auf der Flasche steht, dass noch Orangenzeste hinzugegeben wird. Die Flüssigkeit ist auch nicht ganz klar, sondern minimal gelblich. Die Orange kommt für mich geschmacklich auch stark durch. Der Mix schmeckt mir gut, hat für mich aber eher wenig von einem klassischen Gin Tonic, dazu ist er zu fruchtig.
Ein Vergleichstest mit The Duke und Aqua Monaco, aber ohne Orangenzeste, ergibt einen wunderbaren Gin Tonic.
Der Flaschenmix ist also durchaus gut zu trinken, mir persönlich schmeckt es aber selbstgemischt besser.
Glasflasche, 250ml, 10% vol, 4 Euro – Note 2-3
Fazit
Für mich persönlich gibt es keinen Grund, zu einem pre-mixed Gin Tonic zu greifen. Begeistern konnte mich von den getesteten Mixen keiner.
Mir daheim eine Dose ins Glas zu gießen und dieses Getränk dann mit Eis und Botanicals zu verzieren, geht für mich am Sinn der Sache vorbei, zumal ich auch immer genug Gin und Tonic Water vorrätig habe. So kann ich meine persönliche Lieblingskombination und das Mischungsverhältnis frei wählen. Und ich weiß auch, was genau ich im Glas habe, während einige der Mixgetränke ja eher vage bleiben, was das verwendete Tonic Water angeht.
Für daheim sind fertige Gin Tonic Mixgetränke aber natürlich auch nicht unbedingt gedacht, sondern eben eher für unterwegs. Unterwegs brauche ich aber auch nicht unbedingt einen Gin Tonic, da kann man auch mal auf andere Getränke ausweichen.
Ich persönlich käme mir, trotz meines großen Faibles für Gin, schon irgendwie komisch vor, wenn ich bei einer Bergwanderung auf dem Gipfel nicht mein Gipfelbier, sondern eine Gin Tonic Dose aus dem Rucksack ziehen würde. Das kann ich mir höchstens als einmaligen Gag vorstellen, ansonsten eher nicht.
Auch für sonstige Reisen sehe ich jetzt nicht unbedingt die Notwendigkeit eines fertigen Gin Tonic, denn die entsprechenden Zutaten kann man ja quasi überall kaufen. Dasselbe gilt für Feiern und Partys, auch hier sehe ich aufgrund der Einfachheit eines Gin Tonic nicht den Bedarf am Fertigmix. Aber die Zielgruppe ist offenbar da und wem es schmeckt, warum nicht? Ich war neugierig und das Ausprobieren der hier vorgestellten Produkte hat mir durchaus Spaß gemacht – nachkaufen werde ich davon allerdings eher nichts!
Weitere Gin Tonic Mixgetränke
Es gibt noch einige weitere Hersteller, die pre-mixed Gin Tonics entwickelt haben. Inbesondere aus UK, aber nicht nur! So gibt es beispielsweise 2 Varianten von Larios mit dem blauen Larios 12 und dem Larios Rosé Gin. Auch lokale Hersteller und Brenner setzen auf individuelle Fertigprodukte, wie zum Beispiel der österreichische Gin1404 mit verschiedenen Varianten oder der Gin&Tonic von Marc & Philipp, der mit dem Premium Gin Reisetbauer Blue auftrumpfen kann. Viele Supermärkte und Discounter mit einer Gin-Eigenmarke bieten auch einen Dosenmix an, zum Beispiel der Orsons 42 London Dry Gin & Tonic von Penny, den ich bisher leider noch nicht kaufen konnte.
Gin Wonderland UK
Manchmal wünsche ich mir fast, in Großbritannien zu leben:
Bereits im Sommer 2018 hat Opihr drei RTD (ready to drink) Varianten in UK herausgebracht, anscheinend bekommt man die inzwischen auch in der österreichischen Supermarktkette Interspar, da werde ich mal die Augen offenhalten.
Franklin & Sons hat Ende 2018 zwei Dosenmixe mit Caorunn und Manchester Gin an den Markt gebracht, ebenso mit Portobello Road Gin.
Fever Tree hat auf Instagram gerade 3 pre-mixed bottles (auf Basis ihres Indian, Light und Elderflower Tonic) in Großbritannien angekündigt
Ganz neu “gelauncht” wurden bei Aldi UK drei vorgemixte Dosen von Eden Mill: Plum and Pink Grapefruit Gin with Tonic, Chili and Ginger Gin with Ginger Ale und ein Traditional Gin with fresh berries and tonic. Außerdem verkauft der Discounter ab Juni auch 3 eigene Varianten mit dem Greyson’s Gin.
Und zuguterletzt kündigte Diageo gerade 2 “premium pre-mixes” mit dem klassischen Tanqueray Dry Gin und dem Flor de Sevilla an. Diese sollen seit Ende Mai in kleinen Glasflaschen erhältlich sein.
Und sicherlich gibt es noch viele weitere, von denen ich noch nichts gehört habe…
Ich habe den Eindruck, der Markt entwickelt sich hier gerade rasant!
Carsten Hulke meint
Den Tanqueray Dry Gin habe ich in Dänemark gekauft, im Angebot für keine 3,- Euro gekauft. Die Mischung ist sehr gut und hat mich überzeugt. Sieht klasse aus, wenn die Kühlschranktür nur mit den kleinen Flaschen gefüllt ist.